Häufig finden sich bei der genaueren Untersuchung Ihres Kinderwunsches immer wieder bestimmte weibliche und männliche Faktoren, die zu Ihrem unerfüllten Kinderwunsch mehr oder weniger beitragen. Die weiblichen Ursachen sind im Wesentlichen in drei Gruppen einteilbar:
Diagnostik beim Syndrom der polyzystischen Ovarien
Gemäß den Rotterdam Konsensus Kriterien der europäischen und amerikanischen Reproduktionsmediziner liegt ein PCO-Syndrom vor, wenn zwei der drei folgenden Kriterien erfüllt werden.
Nachweis vermehrter männlicher Hormone im Blut oder Nachweis einer erhöhten männlichen Hormonwirkung (z. B. vermehrte männliche Behaarung, Akne oder Haarausfall)
Verlängerung des Blutungsintervalls > 35 Tage (Oligomenorrhoe) oder Ausbleiben der Monatsblutung (Amenorrhoe)
Mindestens ein Eierstock mit mehr als 12 Eibläschen oder deutliche Vergrößerung eines Eierstocks > 10 ml
Neben diesen drei Kernsymptomen zeigen sich bei einem PCO-Syndrom und adipösen Frauen häufig eine Beeinträchtigung des Zuckerhaushaltes (Insulinresistenz) und eine Erhöhung des Hormones LH.
Diagnostik bei Nachlassen der Eierstockfunktion
Hinweise für ein Nachlassen der Eierstockfunktion sind Abweichungen des Blutungsintervalls mit verkürzter oder verlängerter, teils stark schwankender, Zyklusdauer sowie das Auftreten von Schmierblutungen zu Beginn und Ende der Menstruation. Ist der Verlust der Eierstockfunktion bereits weiter fortgeschritten, kann es zu einem Ausbleiben der Monatsblutung oder zyklusunabhängigen Dauerblutungen kommen. Der Ultraschall zeigt typischerweise bereits verkleinerte Eierstöcke mit einer verminderten Anzahl von Eibläschen. Ist die Eierstockfunktion bereits weitergehend gestört, findet man keine Hinweise für eine Eizellreifung mit einer verminderten Dicke der Gebärmutterschleimhaut.
Da für den weiblichen Körper die Bildung von Eizellen für den Zyklus nun schwieriger wird, steigt bei den Hormonwertbestimmungen die FSH-Konzentration zu Zyklusbeginn an, wobei insbesondere Werte jenseits der 15 U/L auf eine deutlich reduzierte ovarielle Reservekapazität hinweisen.
Auch die Bestimmung des Anti-Müller-Hormones (AMH) zur Abschätzung der ovariellen Reservekapazität sinnvoll. Sehr niedrige Werte deuten auf eine verminderte Anzahl der in den Eierstöcken insgesamt verfügbaren Eizellen hin, sagen aber im Wesentlichen wenig über die Eizellqualität aus.
Diagnostik bei Endometriose
Typischerweise klagen Frauen mit einer Endometriose in der Anamnese über starke, teils in den Bauch, Rücken oder in die Beine ausstrahlende Schmerzen schon vor und während der Menstruation, welche gehäuft eine medikamentöse Schmerztherapie notwendig machen. Typisch sind auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
Sind Darm und Blase mitbetroffen können auch die Darm- und/oder Blasenentleerung schmerzhaft sein. Anderseits können Frauen mit einer Endometriose auch keine Beschwerden aufweisen, so dass diese als Zufallsbefund im Rahmen eines operativen Eingriffs im Bauchraum diagnostiziert wird.
Typische Untersuchungen bei Endometriose
Die Möglichkeiten einer Diagnostik der Endometriose mit Hilfe der körperlichen Untersuchung bzw. des Ultraschalls sind eher begrenzt und vor allen bei einem größeren Ausmaß hinweisend. So können gegebenenfalls bei der vaginalen Untersuchung Endometrioseherde in der Scheide, tastbare Knoten oder durch Verwachsungen bedingte Lageveränderungen der meist schmerzhaft vergrößerten Gebärmutter festgestellt werden. Beim vaginalen Ultraschall können größere Endometrioseherde bei Befall der Eierstöcke oder bei Befall des Enddarmes festgestellt werden.
Beweisend für die Diagnose einer Endometriose ist letztendlich die Durchführung einer operativen Bauchspiegelung möglichst mit Sicherung der Diagnose mittels Gewebegewinnung aus den Endometrioseherden. Basierend auf den Ergebnissen der Bauchspiegelung erfolgt eine Einteilung der Endometriose entsprechend einer europäischen oder amerikanischen Klassifikation in verschiedene Stadien, welche die Ausdehnung und/oder das Ausmaß der Gewebebeteiligung widerspiegeln.
Diagnostik bei Einschränkungen der Eileiterfunktion
Der Verdacht auf eine Störung der Eileiterfunktion ergibt sich oft aus der Anamnese. So ist das Risiko für eine Schädigung der Eileiter insbesondere erhöht bei Frauen mit vormaligen Eileiterschwangerschaften und bei Frauen mit Hinweisen auf frühere Entzündungen der Eileiter (z.B. Chlamydien). Weitere anamnestische Hinweise für eine Schädigung der Eileiter sind Voroperationen im Bauchraum, eine Endometriose oder ein Nikotinabusus.
Die körperliche Untersuchung ist selten zielführend. Auch im normalen vaginalen Ultraschall ohne Kontrastmittel können oft nur grobe Auftreibungen der Eileiter (Hydro- oder Saktosalpinx) oder Verlegungen der Eileiter durch Myome erkannt werden. Geeignet zur Abklärung der Eileiter sind zum einen die Bauchspiegelung oder die Ultraschallkontrastmitteluntersuchung. Welches der beiden Verfahren zur Abklärung der Eileiterdurchgängigkeit Anwendung findet, sollte im Dialog mit der Patientin entschieden werden.
Beide Verfahren können jedoch nur die Durchgängigkeit der Eileiter überprüfen und liefern kaum Informationen über die Eileiterbeweglichkeit oder die Eileiterschleimhaut.
Diagnostik bei wiederholten Fehlgeburten
Anamnestische Hinweise für insbesondere frühe Fehlgeburten beinhalten gelegentliche Verspätungen der Monatsblutung vor allem in Kombination mit einer für die Patientin außergewöhnlich starken Menstruation. Gehäuft finden sich in der Anamnese Hinweise für Autoimmunerkrankungen, Noxenexpositionen, genetische Auffälligkeiten in der Familie oder systemische Stoffwechselerkrankungen.
Die körperliche Untersuchung ist selten zielführend. Zur vaginalen Untersuchung gehören insbesondere die Untersuchung auf Infektionen von Scheide und Muttermund inklusive der Chlamydiendiagnostik. Auch im normalen vaginalen Ultraschall können Beeinträchtigungen im Bereich der Gebärmutter wie Myome, Polypen oder Fehlbildungen erkannt werden. Da kleinere Verwachsungen oder Anlagestörungen nicht zuverlässig mit dem Ultraschall diagnostiziert werden können, ist eine Gebärmutterspiegelung sinnvoll.
Auch eine Hormonanalyse und eine Untersuchung auf mögliche Gerinnungsstörungen werden durchgeführt. Mittels einer einfachen Blutentnahme sind inzwischen auch eine Vielzahl von genetischen Untersuchungen möglich.
Diagnostik bei Veränderungen im Bereich der Gebärmutter
Abweichungen des Blutungsintervalls von der Norm deuten schon anamnestisch auf eine Störung der Eizellreifung als Ursache eines unzureichenden Schleimhautaufbaus oder -umbaus hin. Wiederholte oder intensivierte Ausschabungen der Gebärmutter, vormalige Myomoperationen, gehäufte Infektionen des Genitaltraktes und auch Blutungsstörungen in Form von verstärkter und verlängerter Menstruation weisen auf Störungen im Aufbau der Gebärmutterschleimhaut oder in der Struktur der Gebärmutter hin
Der allgemeine gynäkologische Untersuchungsbefund ist bei Veränderungen der Gebärmutterfunktion oder des -aufbaus häufig unauffällig.
Mit Hilfe des Ultraschalls können jedoch viele angeborene und erworbene Formveränderungen der Gebärmutter und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut in den verschiedenen Zyklusphasen beurteilt werden.
Verwachsungen der Gebärmutterschleimhaut oder dünne Trennwände innerhalb der Gebärmutter können dagegen meist nur mittels der Gebärmutterspiegelung gefunden werden.
Diagnostik bei Regulationsstörung der Eierstockfunktion
Bei der Diagnostik ist in erster Linie die Anamnese und anschließend eine detaillierte hormonelle Untersuchung zielführend.
Diagnostik bei Schilddrüsenfunktionsstörungen
Bei den Hormonwertuntersuchungen ist die Bestimmung des zyklusunabhängigen TSH-Wertes im Blut der sensibelste Parameter für die Beurteilung der Schilddrüsenfunktion und gehört zur Basisdiagnostik des unerfüllten Kinderwunsches, der Diagnostik in der Schwangerschaft und bei wiederholten Aborten. Bei vermuteten Schilddrüsenfunktionsstörungen und in der Schwangerschaft sollten auch das freie T3 und freie T4, sowie bei Verdacht auf eine autoimmune Schilddrüsenfunktionsstörung auch die TPO-Antikörper als Hauptmarker einer Hashimoto-Thyreoiditis und die TRAK-Antikörper als Hauptmarker des Morbus Basedow bestimmt werden. Die weitere Abklärung der Schilddrüsenerkrankungen umfasst die Schilddrüsensonographie und die Schilddrüsenszintigraphie, die durch entsprechend spezialisierte Zentren erfolgen.